BenBlog Clones are people two

20. October, 2010

Egal: S21. Nicht egal: Rechtsstaatlichkeit

Filed under: Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 17:17

Ob nun Stuttgart ein neuen Bahnhof erhält oder nicht, ist mir per se mal egal. Auch habe ich keine ausgeprägte Meinung ob die anvisierten Kosten plus 20% weitere Teuerung sinnvoll angelegt sind oder nicht. Dennoch bin dafür, dass S21 durchgezogen wird. Warum?

Weil ich an den Rechtsstaat glaube. In den letzten 15 Jahren haben ein Unternehmen und die demokratisch gewählten Amtsträger in aller Öffentlichkeit unter Einhaltung aller rechtsstaatlichen Prinzipien S21 entwickelt: Gremien haben öffentlich getagt, Beschlüsse gefasst und Verträge wurden unterschrieben; Widersprüche eingereicht, von Gerichten abgearbeitet und Kompromisse gefunden. Des weiteren, weil ich an die Demokratie glaube. Mit der Demokratie kommt nicht nur das Recht zum Wählen und Protestieren, sondern auch die Pflicht sich politisch zu informieren und mitzuwirken. Wer dies 15 Jahren lang nicht tut, und erst anfängt zu protestieren wenn alle demokratisch-rechtsstaatlichen Verfahren beendet sind, verhält sich nicht demokratisch und nicht den Rechtsstaat entsprechend.

Es ist also ein peinliches Bekenntnis eigener Unwissenheit, wenn man behauptet S21 sei undemokratisch. Und es ist eine Verletzung des Rechtsstaats, sein eigenes Interesse über die rechststaatlichen-demokratischen Beschlüsse hinwegzusetzen und die Durchsetzung eines solchen Beschlusses mit Gewalt verhindern zu wollen (Sitzblockaden, Baumhäuser, etc). In einem Rechtsstaat hat dieser das Gewaltmonopol, entsprechend muss sich der verspätete Protestler nicht wundern, wenn der Staat seine Beschlüsse unter Nutzung seiner Möglichkeiten durchsetzt, wozu dieser im übrigen Verpflichtet ist.

Das politische Entscheidungen unter neuen Mehrheiten gekippt werden können (sieh zum Beispiel „Atomaustieg“), ist kein Argument wieder S21, denn zum aktuellen Zeitpunkt existiert keine neue gewählte Mehrheit, die den Abbruch des Projekts befürworten würde (dies ist aber der Fall beim „Atomausstieg“). Wenn nach den kommenden Wahlen tatsächlich auf allen erforderlichen Ebenen neue politische Mehrheiten gefunden worden sind, und diese, unter Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien, das Projekt S21 wieder kippen, dann ist das für mich in Ordnung. Aber Gott bewahre, das wäre wirklich raus geschmissenes Geld.

16. May, 2010

Google sammelt WLAN Inhalte

Filed under: Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 17:35

Es wäre es schön, wenn die Massenmedien in diesem Zusammenhang auch den unbedarften Nutzer auf seine eignen Fehler hinweisen würden.

Ein offenes WLAN ist eben dies: offen. Wer unbedingt bei High-Tech dabei sein will, aber von WLAN-Betrieb keine Ahnung hat und sich nicht die Zeit nimmt um das zu verstehen was er da gekauft hat, lebt halt damit, dass er seine seinen Datenverkehr wie ein kleiner Radiosender in die Nachbarschaft hinaus funkt.

Unverschlüsselte eMail ist eben dies: unverschlüsselt. Wer seine eMails unverschlüsselt verschickt muss sich bewusst sein, dass dies einer Postkarte gleicht, nicht einem versiegelten Brief. Wer sich dann beschwert, der Postbote hätte diese gelesen, gehört ausgelacht.

Wer sich jetzt beschwert, da sei einer an seinem Haus vorbei gefahren und hätte so eine über ein offenes WLAN verschickte eMail mitgeschnitten, Beschwert sich de facto dass die Nachbarn die mittels Megafon diktierte Postkarte mitgehört hätten.

Ja, gute Nachbarn hätten dezent weg gehört, aber Google ist kein guter Nachbar, sondern eine Firma die Geld verdienen will… mit Informationsverarbeitung.

Begriffe zum “googeln” 🙂 WPA2, SSL/TLS, S/MIME, PGP.

14. April, 2008

Kontraproduktive Öffentlichkeitsarbeit

Filed under: Medizin,Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 9:17

Der vereinbarte Tarifabschluss für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern ist ein Flopp. Genau so, wie der von Ver.di für die Pflegekräfte. Zum letzteren zuerst: Ver.di hat die Gruppe der Pflegekräfte aus dem Gesamttarifvertrag ausgeklammert und ihnen erheblich weniger Lohnsteigerung als dem Rest der von ihnen vertretenen Arbeitnehmer erkämpft, was zu einem relativen Einkommensverlust führt. Eine Gruppe von Arbeitnehmern, die einer immer belastenderen und unbefriedigenderen Arbeit nachgehen (die Patienten werden immer älter und immer kränker und verlassen immer seltener “gesund” das Krankenhaus) wird dann noch eine gerade mal durchschnittliche Gehaltserhöhung verweigert.

Im Licht dieses schlechten Abschlusses hat sich der Marburger Bund nicht so schlecht geschlagen und trotzdem fühle ich mich schlecht vertreten. Und dann noch dieses Siegergehabe, welches objektiv gesehen völlig kontraproduktiv ist, es treibt mich zur Weisglut.

Zu Anfang der Verhandlungen stellte der Marburger Bund eine Forderung auf: 10% mehr Lohn. Die Gewerkschaft begründete diese mit vielen lobenswerten Hintergründen, unter anderem der immer angeführte Vergleich zu anderen Ländern und der Notwendigkeit, die jungen Mediziner davon abhalten zu müssen, ins Ausland auszuwandern.

Was nun aber geschehen ist, ist dass die jungen Mediziner am wenigsten Lohnsteigerung erhalten, der Assistent der ein Jahr im Krankenhaus arbeitet erhält eine Lohnsteigerung zum 1.4.08 von 2,49%. Keine 10%, keine 8%, nicht mal 5% wie der Facharzt der seit 10 Jahren im Beruf ist und daher sowieso kaum existiert (weil die meisten sich bis dahin selbstständig gemacht haben). Zum Jahr 2009 erhalten dann alle nochmal eine Steigerung von sage und schreibe 3,8%, das ist ja nicht ganz schlecht, aber auch dann komme ich nicht auf 8%, sondern habe nach den zwei Jahren gerade mal 4,1% mehr Geld auf dem Konto, als wenn wir einfach nach der alten Tabelle weiter gemacht hätten.

Auch das ist noch kein Grund zum weinen, aber die Tatsache dass der Marburger Bund stolz etwas von 8% erzählt ist schlimmer als kontraproduktiv. Die eigenen Mitglieder sollte man nicht versuchen zu verarschen, die sehen doch was am Ende auf dem Konto ankommt. In der Branche führt so etwas nur zur Verstärkung der Kluft zwischen Pflege und Arzt: Ich bin von einer Schwester angesprochen worden, ich sollte über die Arbeitsbedingungen nun nicht mehr schimpfen, denn schließlich kriege ich ja jetzt 8% mehr Geld während sie mit wenigen Prozent auskommen müsse. Bravo, danke MB. Und das Bild in der Öffentlichkeit: Ärzte verdienen sowieso schon reichlich. Dass aber Freunde, die gleich lang in anderen Branchen arbeiten und obendrein halbwegs geregelte Arbeitszeiten haben, locker mal das doppelte Verdienen, das nimmt keiner so recht wahr. Und wie man mit diesen Aussichten irgend jemanden von Auswandern abhalten will, ist sicherlich nicht nur mir ein Rätsel.

Ich fühle mich schlecht vertreten und auch wenn ich nicht austrete, werde ich niemanden mehr für den Marburger Bund werben.

23. March, 2007

Autobahnreform

Filed under: Politik,Reise,Was das Leben so bringt — Ben @ 16:23

Nach 1600km auf der Autobahn in drei Tagen, zum größten Teil in Deutschland aber auch in der Schweiz, kann ich Deutschland eine Autobahnreform ans Herz legen…

  • Allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 6 bis 0 Uhr auf 130 km/h.
  • Allgemeines LKW Überholverbot (Ausnahmen für LKW die unter 60km/h fahren).
  • LKW bei 80 km/h elektronisch abriegeln.
    • Alternativ dazu, die Mauterhebungstechnologie dazu verwenden, automatisch Strafen zu erteilen für Durchschnittsgeschwindigkeiten über 80 km/h.
  • Allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung für Kleinlaster und Transporter bei 100 km/h.

Die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h dient hauptsächlich der Homogenisierung der Geschwindigkeiten und damit einer Senkung der Unfallzahlen, aber auch dem Umweltschutz. Wer auf freier Autobahn mal 180 in einem modernen Auto gefahren ist, der weiß, dass dies keine Herausforderung darstellt. Erst, wenn man mit 180 einem 130 km/h fahrenden Fahrzeug auffährt, entstehen brenzlige Situationen. Da wir aber nicht alle dazu zwingen können, 180 zu fahren, müssen wir uns wohl nach unten anpassen. 130 km/h erscheint fair und obendrein umweltpolitisch verantwortlich. In der Nacht, wenn die Autobahnen leer sind, können wir als traditionelles Schnellfahrland weiter bestehen bleiben.

Wenn man mit 180 km/h einem LKW aufrast, ist dies sicherlich eines der unangenehmsten Situationen, die man nach jetzigem Recht nicht vermeiden kann. Mit 130 wäre dieses Szenario zwar besser, aber keineswegs bedenkenlos. Deswegen sollte die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung für LKW bei 80 km/h durchgesetzt werden, mittels einer elektronischen Abriegelung. Dann braucht auch kein LKW mehr zu überholen, und es fällt all den Brummifahrern nicht mehr schwer, brav in Reih und Glied auf der rechten Spur das LKW Überholverbot einzuhalten. Alternativ dazu, könnte man die vorhandene Mauterhebungstechnologie dazu nutzen, die gefahrende Durchschnittsgeschwindigkeit für jeden Streckenabschnitt zu ermitteln und bei Übertretung von 80 km/h ohne wenn und aber automatisch einen Strafzettel zu erstellen – doch da werden die Datenschützer wieder meckern.

Als letztes spricht man ein allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung für Kleinlaster und Transporter aus: 100 km/h reicht für diese oft mit Rohren, Möbeln, Handwerksmaterialen und Werkzeugen beladenen, völlig übermotorisierten Mordwaffen aus. Die Sahnehaube der Reform.

Ist all dies einmal beschlossen und durchgesetzt, werden wir alle merken wie viel ruhiger und gelassener, und damit wie viel sicherer, es sich auf unseren Autobahnen fährt. Eine gelungene Reform!

20. March, 2007

Ein Dienstag auf der Autobahn

Filed under: Politik,Reise,Was das Leben so bringt — Ben @ 20:30

285km am Vormittag, 285 am Nachmittag. Das sind knapp sieben Stunden die man damit verbringt eine wachsende Antipathie gegen LKW-Fahrer zu entwickeln. In Baustellen stören sie am wenigsten, dort kommt man sowieso nicht voran. Auf zweispurigen Autobahnen hingegen, ist man damit beschäftigt, immer wieder von durchaus vernünftigen 130 bis 150 km/h auf die 95 abzubremsen, die die LKWs aufbringen, wenn sie aneinander vorbeischleichen. Ohne Rücksicht auf Verluste wird der Blinker gesetzt und ausgeschert. Von Überholen kann da keine Rede sein. Plätzetauschen-im-als-erster-Fahren wäre angebrachter.

Aber es bleiben ja noch dreispurige Autobahnen. Da kann man dann befreiter fahren. Denkste! Blöd nur, dass dann die LKW-Fahrer meinen, sie könnten nun im belgischen Kreisel fahren. Zwei spuren für die LKWs, die Autos kommen mit der einen Spur schon zurecht. Eine Seuche! LKWs sind die Pest der deutschen Autobahn! Her mit dem Bahngüterverkehr!

13. March, 2007

Erst trinken, dann fahren

Filed under: Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 10:45

… auf die Jahren gesehen, nicht Stunden, wohlgemerkt!

Alkoholische Getränke sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer Kultur. Daran wird niemand etwas ändern. In vielen Teilen Europas lernen Jugendliche mehr oder minder gut mit Alkohol umzugehen. Mit 15 den einen oder anderen Wein zum Abendessen mit den Eltern, die ersten Biere auf privaten Parties und auch wird es mal ein Bier zu viel. Mit 16 gibt es dann die eine oder andere Saufparty und wer glaubt, es gäbe dort keine harten Alkoholika, lebt hinter dem Mond. Jeder fällt mal auf die Nase und trinkt mehr als er sollte. Die meisten, lernen daraus.

Ein weiteres Privileg dass über die noch-nicht-ganz-Erwachsenen einbricht, ist das Autofahren. Mit 18 machen die meisten ihren Führerschein, heute oft schon mit 17. Wie allseits bekannt ist, sind junge unerfahrene Autofahrer im post-pubertären Hormonrausch die gefährdeteste Gruppe unter allen Autofahrern. Ebenfalls allseits bekannt ist, dass Alkohol und Autofahren sich nicht ansatzweise vertragen. Und es braucht nicht viel um sich zu denken, dass die in Alkohol aufgelösten Hormonklumpen hinter dem Steuer ganz besonders gefährdet und gefährlich sind.

Diese beiden so unvereinbarbare Ereignisse im Leben eines jeden Erwachsenwerdenden müssen Zeitlich streng getrennt bleiben. Meiner eigenen Erfahrung nach, ist die Europäsche Reihenfolge die deutlich sicherere, die umgekehrte Reihenfolge kann man in den USA betrachten. Die Jugend hat mit 16 Autofahren gelernt und mit 21 kommt plötzlich der Alkohol hinzu: Autofahren ist zur Nebensache geworden und das Auto wird den Weg von der ersten legalen Saufparty schon alleine nach hausen finden.

Was gefragt ist, ist Aufklärung und Erziehung zum moderaten Genuss, bloß keine Verteufelung, wozu das führt kann man auch gut in den USA beobachten (doch das ist eine andere Geschichte). Was man allerdings als Sittenwidrig beanstanden könnte, sind die so genanten Flatrate-Parties: sauf-so-viel-du-kannst kann für eine Gesellschaft nicht gut sein, und das weder für die Jugend noch die Erwachsenen.

16. August, 2006

Falsche Diskussion

Filed under: Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 17:13

Deutsche Soldaten sollen in den Libanon: “Ja”, “nein”, “nur ohne Gewehr”, “ja, aber sie dürfen nur Hisbollah erschießen”… Was für eine Diskussion!

Deutschland ist Teil der internationalen Staatengemeinschaft. Wir erwirtschaften das dritt größte Bruttosozialprodukt der Welt. Sind größte Macht in Europa. Wir kämpfen um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN. Wer an dieser Stelle angekommen ist, muss einstehen für was er für richtig hält, und danach handeln. Es gibt keine Weltpolizei, die UN hat keine eigene Truppe, also müssen es die Mitgliedsstaaten richten.

Was für ein Schwachsinn, hier eine besondere Situation zu sehen, weil eines der Staaten involviert ist, an dessen religiöse Mehrheit (die Juden) ein Völkermord begangen wurde, von einem längst verurteilten, kriminellen Regime einer Vorläufernation der Bundesrepublik Deutschland. Vor über 60 Jahren. Es ist an der Zeit, nicht weiter, diesen tief schwarzen Abgrund der Deutschen Geschichte zu nutzen, um sich aus unangenehmen Situationen herauszuwinden.

Wenn die Bundeswehr den Aufgaben nicht gewachsen ist, dann ist es an der Zeit, ihr diese Fähigkeiten zu geben. Es geht in der internationalen Sicherheitslage nun mal nicht mehr um die Abwehr einer Panzerinvasion aus dem Osten (in dessen Zusammenhang das Grundgesetz formuliert wurde und seltsamerweise das Deutsche Verständnis einer Armee bis heute prägt). In Zeiten von Globalisierung geht es um die erhaltung von Frieden an brenzligen Stellen unserer Welt.

Und, das mag jetzt arg radikal klingen, ist es aber nicht: Wer in die Armee geht, muss damit rechnen in einen Krieg zu geraten. Es scheint immer, als ob manche Leute das Leben eines deutschen Soldaten höher schätzen als das Leben eines Libanesischen Zivilisten (oder Iraker, Somalier, Afghane, etc.). Also haben wir die Wahl: jeden Tag 100 Zivilisten, oder jede Woche 2 Deutsche Soldaten. So abstrakt das jetzt auch sein mag, ich “opfere” lieber den einen oder anderen Deutschen Berufssoldaten (der sich ausgesucht hat, für eine höhere Sache sein Leben zu riskieren) als zuzusehen, wie jeden Tag Kinder und zivile Erwachsene sterben.

Was man wirklich diskutieren sollte ist, ob die Situation, gwachsen aus einem historischen Wust von Gefühlen, mit den Rahmenbedinungen die wir als UN-Mitgliedsstaat mitgestalten, überhaupt das Potential besitzt, durch den Einsatz von UN-Truppen verbessert zu werden. Frieden können wir sowieso nicht schaffen, solange die direkt involvierten Parteien nicht dazu bereit sind, aber wir können mit einer UN-Truppe kleine Funken löschen bevor sie erneut das Kindling auf beiden Seiten zu Feuern entzünden. Kommt man zum Schluss das die Situation durch die Anwesenheit von Blauhelmen gebessert werden kann (was in diesem Fall durchaus fragwürdig ist), müssen wir genau so hin, wie die anderen auch.

Zu behaupten, es ist sinnvoll, und dann die Drecksarbeit von anderen machen lassen zu wollen, ist feige, verantwortungslos, kurzsichtig und egoistisch: kurz grotesk.

31. May, 2006

Mindestens 2000 Euro Studiengebühren!

Filed under: Politik,Studium,Was das Leben so bringt — Ben @ 12:29

Deutschland ist eines der letzten Länder in denen Studiert werden kann, ohne dafür merklich bezahlen zu müssen. Bezahlt wird dafür selbstverständlich, nur im Moment von allen, von Bäcker und Busfahrer bis hin zu den Eltern der Studierenden. Wer eine Ausbildung als Automechaniker machen möchte, muß einen Betrieb finden, der ihm die Ausbildung finanziert, ihn als Lehrling annimmt. Wer sich in einer Sprachschule für Übersetzer diesen Beruf erlernen möchte, zahlt teure Gebühren. Warum sollte es für Wissenschaftler, Ärzte und Rechtsanwälte anders sein? Jeder, der eine (Aus)Bildung wünscht, die über das hinausgeht, was ihm als Menschenrecht zusteht (12 Jahre Schule reichen dazu allemal aus), muß sich selbst dafür einsetzen. Es ist einfach nicht fair der Strumpfhosenverkäuferin im Kaufhaus zuzumuten, deine Ausbildung zu bezahlen!

“Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul.” Und weil die Hochschulausbildung in Deutschland anscheinend kostenlos ist, veranstaltet kein Student eine Demo, weil die Hörsäle überfüllt sind oder der Professor für seine 150 Studenten nur schlecht zu erreichen ist. Plichtpraktikumsplätze sind in vielen Studiengängen schwer zu kriegen. Kaum ein Professor kümmert sich wirklich und wenn eine Vorlesung schlecht ist, dann ist das halt so. Dagegen Demonstrieren tut kein Student. Blecht der Student aber jedes Semester einen nicht unerheblichen Betrag, so wird er beim Dekan auf der Matte stehen, sobald das Studium nicht in der anvisierten Zeit zu Ende gebracht werden kann oder die Vorlesung die Inhalte schlecht vermittelt. Es wird Zeit das Studium nicht als Geschenk anzusehen, sondern als Investition. Die universitäre Ausbildung kann nur besser werden.

Der finanzielle Druck wird helfen die Universität von Langzeitstudenten, Fachwechselspezialisten und orientierungslosen Ahnungslosen zu befreien. Nirgendwo wird länger Studiert. Nirgendwo werden so viele Studiengänge abgebrochen und nirgendswo gibt es so viele arbeitslose Akademiker. Studenten müssen in Zukunft wissen, was sie wollen, wohin sie wollen und ob sie es schaffen können. Sie müssen sich vorher überlegen, ob sie eine Arbeitsstelle finden können in ihrem Anvisierten Fachgebiet. Und dabei müssen sie wissen, ob sich das finanzielle Risiko lohnt.

Es wird ständig um die Höhe der Gebühren gestritten. 500 Euro sei viel zu viel, heißt es immer wieder. 3000 Euro endgültig “sozial unverträglich”. Aber in Wirklichkeit sind 500 Euro “sozial unverträglich”. Bei 500 Euro pro Semester können tatsächlich noch die gehobene Mittelklasse und wohlhabendere studieren. Kredite lohnen sich für solche Beträge kaum und somit werden die Banken nur zögernd Ausbildungskredite bereitstellen. Ganz anders sieht das mit 3000 Euro aus. Das können nur noch die wirklich reichen aus eigener Tasche zahlen. Also werden Banken günstige Kredite anbieten, z.B. 3000 Euro pro Semster (zum Studieren) und 700 Euro pro Monat (zum Leben) für vier Jahre. Das sind gut 57.000 Euro Schulden nach dem Studium. Aber in 30 Jahren abbezahlt sind das gerade mal 200 Euro pro Monat, gar nicht schlecht für eine hochkarätige universitäre Ausbildung.

Also müßten die Plakate Lauten: “Studiengebühren für eine Gute Bildung” oder “Mindestens 2000 Euro, sonst krieg ich nichts” oder “Ich will für mich selbst Verantwortung übernehmen!”.

10. April, 2006

Plünderer wie ihn

Filed under: Politik,Studium — Ben @ 14:36

Siehe FAS vom 10.4.2006 oder www.faz.net/generationenvertrag

Pawel Kuschke hat zwar geäußert, was viele meiner Generation denken, doch hat er sich gleichzeitig intellektuell disqualifiziert. Jemand, der den ”Generationenvertrag kündigt” aber noch schnell die kostenlose universitäre Ausbildung mitnehmen möchte, besitzt mehr Dreistigkeit als dieses System vertragen kann, und entpuppt sich damit als beispielhafter Mitverursacher für die aktuelle Schieflage. Die kostenlose universitäre Ausbildung dann noch schamlos als ”Investition” zu bezeichnen… naja, ich resigniere.

Ich persönlich habe ein großen Teil meiner Jugend in den USA verbracht und bin während der Middel- und High-School immer davon ausgegangen, mein Studium eines Tages durch Stipendien und Kredite selbst finanzieren zu müssen – also eine persönliche Investition zu tätigen. Auch ich spiele mit dem Gedanken einen weiteren Lebensabschnitt im Ausland zu verbringen… doch nicht ohne zumindest auch im Hinterkopf zu haben, dass ich der Gesellschaft zumindest meine Ausbildung schuldig bin, wenn nicht viel mehr.

Für alle im Interview angesprochenen Probleme hat Herr Kuschke auch keine Antworten, was ihm nicht zu verübeln ist – ich habe ja auch keine – aber wenigstens kann man versuchen nicht Teil des Problems zu werden. Es sollten schleunigst Kreditfinanzierte Studiengebühren eingeführt werden, dann wären wir ”Plünderer” wie Herrn Kuschke wenigstens früher los.

Anmerkung: in der FAS eine Woche später wurde mein Kommentar als einer der 10 von 250 eingegangenen Leserbriefe abgedruckt. Bisl stolz bin ich schon.

7. April, 2006

Ist es wirklich ok, dass sie raucht?

Filed under: Medizin,Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 22:38

Die Alten müssen wir nicht mehr versuchen, zu überzeugen. Äußerer Einfluss wird sie nicht mehr verändern. Es sind die Jugendlichen, manchmal noch Kinder, die wir davon abhalten müssen. Es geht ums Rauchen. Immer mehr Jugendliche und erschreckend viele Kinder greifen immer früher zur Zigarette.

Kinder und Jugendliche sind unsicher, beeinflussbar. Sie tun, was cool ist. Was von ihren Freunden akzeptiert wird. Ihnen zu erklären, die Zigaretten werden sie umbringen, wird niemanden davon abhalten zu rauchen, wie die Warnungen auf Zigarettenschachteln beweisen.

Der Tod ist allgegenwärtig für die Jugend von heute. In den Nachrichten, in Spielfilmen, sie hören wie Gleichaltrige abgestochen werden, wie die Mutter von einem Freund an Krebs stirbt. Sie haben keine Angst vor dem Tod. Etwas so allgegenwärtiges, macht einem keine Angst. Ohne Religion und der damit verbundenen Mystik zum Thema Tod, bleibt nur die bei ER so oft gesehene Nullinie im EKG-Monitor.

Wovor aber jeder Angst hat, ist der Pflegefall. Selber einer zu sein, und für viele in unserer egoistischen Gesellschaft, einen pflegen zu müssen. Sie haben Angst davor, nicht mit Last-Minute-Reisen nach Malle fahren zu können, nicht bis 5 in der Disse bleiben zu können, weil ein einem nahestehender Mensch Hilfe braucht. Und diese Angst gilt es einzusetzen.

Man stelle sich die Werbung vor. Im Abendprogramm, Spielfilmzeit. Ein nettes Mädel blickt lasziv in die Kamera, zündet sich dabei eine Zigarette an. Die Stimme aus dem nichts: “[Scherzend, provozierend] Süß ist sie, deine Freundin. [Sachlich] Ist ok, dass sie raucht, stört dich nicht. [Desinteressiert] Doch sie könnte eines Tages tot umfallen. [Sachlich, ernst] Oder, sie könnte den Lungenkrebs früh genug diagnostiziert bekommen. Eine OP, eine große Narbe. Chemotherapie. Zwei. Dann Drei. Unsicherheit. Jahre lang. Dann ist er wieder da, der Krebs. Die Ärzte können nichts mehr tun. Sie geben ihr noch sechs Wochen, zuhause, im Bett, schwach. Ständiges Röcheln, sie kriegt kaum noch Luft. Es werden vier Monate. Dann, endlich, Tod. [Pause.] Ist es wirklich ok, dass sie raucht?”

Ok, ist ein wenig lang, aber daran könnten ja die Experten feilen. Ähnlich fürs weibliche Publikum, mit dem Freund. Gut aussehende Models. Das Konzept kann man abändern, für etwas ältere, sogar für die verheirateten.

Aber die Aussage muss klar sein: du fällst mit dem Rauchen nicht nur dir selbst zu Last, sondern deinen Liebsten. Mal ganz abgesehen von der Gesellschaft. Tod ist nichts schönes, aber viel schrecklicher kann das Sterben und das Hinauszögern sein.

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