BenBlog Clones are people two

14. April, 2008

Kontraproduktive Öffentlichkeitsarbeit

Filed under: Medizin,Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 9:17

Der vereinbarte Tarifabschluss für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern ist ein Flopp. Genau so, wie der von Ver.di für die Pflegekräfte. Zum letzteren zuerst: Ver.di hat die Gruppe der Pflegekräfte aus dem Gesamttarifvertrag ausgeklammert und ihnen erheblich weniger Lohnsteigerung als dem Rest der von ihnen vertretenen Arbeitnehmer erkämpft, was zu einem relativen Einkommensverlust führt. Eine Gruppe von Arbeitnehmern, die einer immer belastenderen und unbefriedigenderen Arbeit nachgehen (die Patienten werden immer älter und immer kränker und verlassen immer seltener “gesund” das Krankenhaus) wird dann noch eine gerade mal durchschnittliche Gehaltserhöhung verweigert.

Im Licht dieses schlechten Abschlusses hat sich der Marburger Bund nicht so schlecht geschlagen und trotzdem fühle ich mich schlecht vertreten. Und dann noch dieses Siegergehabe, welches objektiv gesehen völlig kontraproduktiv ist, es treibt mich zur Weisglut.

Zu Anfang der Verhandlungen stellte der Marburger Bund eine Forderung auf: 10% mehr Lohn. Die Gewerkschaft begründete diese mit vielen lobenswerten Hintergründen, unter anderem der immer angeführte Vergleich zu anderen Ländern und der Notwendigkeit, die jungen Mediziner davon abhalten zu müssen, ins Ausland auszuwandern.

Was nun aber geschehen ist, ist dass die jungen Mediziner am wenigsten Lohnsteigerung erhalten, der Assistent der ein Jahr im Krankenhaus arbeitet erhält eine Lohnsteigerung zum 1.4.08 von 2,49%. Keine 10%, keine 8%, nicht mal 5% wie der Facharzt der seit 10 Jahren im Beruf ist und daher sowieso kaum existiert (weil die meisten sich bis dahin selbstständig gemacht haben). Zum Jahr 2009 erhalten dann alle nochmal eine Steigerung von sage und schreibe 3,8%, das ist ja nicht ganz schlecht, aber auch dann komme ich nicht auf 8%, sondern habe nach den zwei Jahren gerade mal 4,1% mehr Geld auf dem Konto, als wenn wir einfach nach der alten Tabelle weiter gemacht hätten.

Auch das ist noch kein Grund zum weinen, aber die Tatsache dass der Marburger Bund stolz etwas von 8% erzählt ist schlimmer als kontraproduktiv. Die eigenen Mitglieder sollte man nicht versuchen zu verarschen, die sehen doch was am Ende auf dem Konto ankommt. In der Branche führt so etwas nur zur Verstärkung der Kluft zwischen Pflege und Arzt: Ich bin von einer Schwester angesprochen worden, ich sollte über die Arbeitsbedingungen nun nicht mehr schimpfen, denn schließlich kriege ich ja jetzt 8% mehr Geld während sie mit wenigen Prozent auskommen müsse. Bravo, danke MB. Und das Bild in der Öffentlichkeit: Ärzte verdienen sowieso schon reichlich. Dass aber Freunde, die gleich lang in anderen Branchen arbeiten und obendrein halbwegs geregelte Arbeitszeiten haben, locker mal das doppelte Verdienen, das nimmt keiner so recht wahr. Und wie man mit diesen Aussichten irgend jemanden von Auswandern abhalten will, ist sicherlich nicht nur mir ein Rätsel.

Ich fühle mich schlecht vertreten und auch wenn ich nicht austrete, werde ich niemanden mehr für den Marburger Bund werben.

14. March, 2007

Verkauf von Prüfungsheften laut IMPP verboten

Filed under: Medizin,Studium — Ben @ 11:34

In seinem Internetauftritt hat das IMPP einen “Wichtigen Hinweis zum Urheberrecht” veröffentlicht. Darin heißt es

[…] Alle Aufgabenhefte [enthalten] einen Copyright-Vermerk, der deutlich macht, dass jegliche Nutzung und Verbreitung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung zulässig ist. Eine ungenehmigte Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Wiedergabe stellt gemäß § 106 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz eine Straftat dar!

Das IMPP ist gehalten, Verstößen gegen den urheberrechtlichen Schutz seiner Prüfungsaufgaben nachzugehen. Dies gilt auch dann, wenn die einem Prüfling nach der Prüfung belassenen Aufgabenhefte z.B. über eine Auktionsplattform im Internet versteigert werden sollen. […]

Der erste Absatz erscheint beim flüchtigen Lesen selbstverständlich. Keine Kopien verkaufen, keine Scans ins Internet stellen, was halt für jedes Buch auch zutrifft. Beim lesen des zweiten Absatzes stockt man dann doch, ich soll das Heft nicht verkaufen dürfen? Warum nicht? Kann ich doch mit jedem Buch auch tun. Daraufhin den ersten Absatz noch einmal gelesen, kommen einem die Formulierungen “dass jegliche Nutzung und Verbreitung [un]zulässig ist” und “eine […] Verbreitung […] stellt gemäß […] Urheberrechtsgesetz eine Straftat dar” dann auch problematisch vor. In anderen Büchern steht das anders (“jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ist unzulässig und strafbar”) und selbst bei Software behauptet kein Hersteller man dürfe die Software nicht weiterverkaufen (solange man keine Kopie für sich behält).

Nicht dass sich durch diese Androhung verhindern lassen würde, dass die Examenskandidaten jede Frage der vergangenen Examina auswendig kennen würden, aber… grenzt das nicht schon an Einschüchterung?

Anmerkung

Ich zitiere § 17 Abs. 2 Urheberrechtsgesetz:

Sind das Original oder Vervielfältigungsstücke des Werkes mit Zustimmung des zur Verbreitung Berechtigten im Gebiet der Europäischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum im Wege der Veräußerung in Verkehr gebracht worden, so ist ihre Weiterverbreitung mit Ausnahme der Vermietung zulässig.

Hmmm… “im Wege der Veräußerung in Verkehr gebracht”… da müsste man jetzt wissen, ob die Überlassung der Prüfungshefte als Veräußerung gilt. Würde mich mal interessieren, was ein fachkundiger Jurist dazu sagt…

Ergänzung

Ein lieber Jurist hat mir folgendes dazu geschrieben, natürlich anonym und völlig unverbindlich:

1. Veräußerung im allgemeinen bedeutet rechtsgeschäftliche Eigentumsübertragung. Im Urheberrecht gelten leichte Modifikationen, so dass Veräußerung dort die endgültige Aufgabe von Verfügungsmacht bedeuten soll. Die Unterschiede sind vorliegend aber nicht von Gewicht, Veräußerung liegt vor, wenn an den Aufgabenheften, um die es ja offensichtlich geht, dass Eigentum übertragen wurde, etwa aufgrund eines Verkaufs oder einer Schenkung.

2. Mit § 17 Abs. 2 UrhG [..] erlischt das alleinige Verbreitungsrecht des Urhebers, wenn er das Werk veräußert. Die Aufgabenhefte können deshalb ohne Verstoß gegen das Urheberrecht weitergegeben werden, wenn das Eigentum daran übertragen wurde. Das könnte anders als beim Kauf eines Buches zu verneinen sein, wenn die Aufgabenhefte versendet werden, damit die angehenden Prüflinge sie ausgefüllt wieder zurücksenden (=> keine endgültge Aufgabe der Verfügungsmacht).

Das ist doch ermutigend.

15. October, 2006

Was ist eigentlich mit Deutschland los?

Filed under: Medizin,Was das Leben so bringt — Ben @ 13:56

Warum haben die Deutschen keinen Geschmack? Ich meine jetzt nicht, warum die Deutschen mit Kniestrümpfen und Birkenstocksandalen rumlaufen oder warum sie so hässliche Städte wie Gießen nicht einfach dem Erdboden gleich machen. Ich meine, was ist mit den Plattenverkäufen in Deutschland los?

Lasst uns mal eben die Top25 dieser Woche anschauen:
Platz 1: Christina Stürmer – Lebe Lauter: Für mich bitte ganz leise!
Platz 3: Rosenstolz – Das Große Leben: mit ganz kleiner Stimme.
Platz 4: Pur – Es ist wie es ist: Ich dachte Kinderlieder von und für minderbemittelten Erwachsenen wären out?
Platz 8: Wolfgang Petry: Ich dachte der wäre tot… oder hoffte ich?
Platz 9: Silbermond: Nicht schon wieder eine Symphonie!
Platz 13: Bushido: Möchte gern.
Platz 14: LaFee: Kind.
Platz 18: Kastelruther Spatzen: Von meinen GEZ Geldern gesponsored.
Platz 20: Semino Rossi: Ohne Worte
Platz 25: Die Flippers: OMFG

Immerhin sind die Altrocker von Depeche Mode auf Platz zwei, wenn auch mit einem Live Album, Katie Melua auf 5 und Scissor Sisters und Pink auf dem Plätzen 7 und 10. Wie ein Wunder wirkt da Bob Dylan auf Platz 19 und Diana Krall schafft es immerhin auf 24. Dabei gibt es im Moment wieder so viel hochkarätige Musik: Blues, Funk und Soul mischt sich mit Punk und Rock, heraus kommen nicht immer neue, aber immer bessere Symbiosen des Materials der letzen 40 Jahre. Die Deutschen müssen taub sein, denn sie hören lieber die quäkigen Stimmen von Stürmer, Rosenstolz und Silbermond, wenn The Killers, Fratellis, Snow Patrol, The Kooks, Kasabian, Muse und Beck Alben liefern.

Warum lassen wir uns von Plattenfirmen vorschreiben, welchen zusammengewürfelten Kunstprodukten wir zuhören sollen, statt echt Künstlern mit einer Botschaft und einem Bestreben zu lauschen? Wer gibt den verzogenen, im Rausch der Pubertät lebenden und damit verbundenen unter Geschmacksverirrungen leidenen 14-jähringen so viel Taschengeld, dass sie sich davon LaFee, Christina Stürmer oder Rosenstolz leisten können? Lernen die möchtegern hardcore Spargeltarzane denn kein Englisch mehr in der Schule, so dass sie echte Gangster wie Snoop Dogg, 50cent und Eminem nicht verstehen können? Oder ist all dies eine Nachwirkung, des durch die WM erweckten Patriotismus, plötzlich muss man Deutsche Musik hören, auch wenn sie scheiße ist? Ich habe nichts gegen Deutsche Künstler, vorausgesetzt sie sind so gut, wie internationale.

Nehmt euch ein Beispiel an den Briten: 1. The Killers, 3. Scissor Sisters, 4: Razorlight, 5: Fratellis, 6: Snow Patrol, 8: The Kooks, 9; Paolo Nutini 11: Bob Dylan, 12: James Morrison, Pink, Kasabian, Corrine Bailey Rae, nochmal the The Killers, Muse und die Top25 sind noch immer nicht rum. Naja, dafür kochen wir besser, wenn es auch nur daran liegt, dass wir es den Italienern besser nachmachen.

7. April, 2006

Ist es wirklich ok, dass sie raucht?

Filed under: Medizin,Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 22:38

Die Alten müssen wir nicht mehr versuchen, zu überzeugen. Äußerer Einfluss wird sie nicht mehr verändern. Es sind die Jugendlichen, manchmal noch Kinder, die wir davon abhalten müssen. Es geht ums Rauchen. Immer mehr Jugendliche und erschreckend viele Kinder greifen immer früher zur Zigarette.

Kinder und Jugendliche sind unsicher, beeinflussbar. Sie tun, was cool ist. Was von ihren Freunden akzeptiert wird. Ihnen zu erklären, die Zigaretten werden sie umbringen, wird niemanden davon abhalten zu rauchen, wie die Warnungen auf Zigarettenschachteln beweisen.

Der Tod ist allgegenwärtig für die Jugend von heute. In den Nachrichten, in Spielfilmen, sie hören wie Gleichaltrige abgestochen werden, wie die Mutter von einem Freund an Krebs stirbt. Sie haben keine Angst vor dem Tod. Etwas so allgegenwärtiges, macht einem keine Angst. Ohne Religion und der damit verbundenen Mystik zum Thema Tod, bleibt nur die bei ER so oft gesehene Nullinie im EKG-Monitor.

Wovor aber jeder Angst hat, ist der Pflegefall. Selber einer zu sein, und für viele in unserer egoistischen Gesellschaft, einen pflegen zu müssen. Sie haben Angst davor, nicht mit Last-Minute-Reisen nach Malle fahren zu können, nicht bis 5 in der Disse bleiben zu können, weil ein einem nahestehender Mensch Hilfe braucht. Und diese Angst gilt es einzusetzen.

Man stelle sich die Werbung vor. Im Abendprogramm, Spielfilmzeit. Ein nettes Mädel blickt lasziv in die Kamera, zündet sich dabei eine Zigarette an. Die Stimme aus dem nichts: “[Scherzend, provozierend] Süß ist sie, deine Freundin. [Sachlich] Ist ok, dass sie raucht, stört dich nicht. [Desinteressiert] Doch sie könnte eines Tages tot umfallen. [Sachlich, ernst] Oder, sie könnte den Lungenkrebs früh genug diagnostiziert bekommen. Eine OP, eine große Narbe. Chemotherapie. Zwei. Dann Drei. Unsicherheit. Jahre lang. Dann ist er wieder da, der Krebs. Die Ärzte können nichts mehr tun. Sie geben ihr noch sechs Wochen, zuhause, im Bett, schwach. Ständiges Röcheln, sie kriegt kaum noch Luft. Es werden vier Monate. Dann, endlich, Tod. [Pause.] Ist es wirklich ok, dass sie raucht?”

Ok, ist ein wenig lang, aber daran könnten ja die Experten feilen. Ähnlich fürs weibliche Publikum, mit dem Freund. Gut aussehende Models. Das Konzept kann man abändern, für etwas ältere, sogar für die verheirateten.

Aber die Aussage muss klar sein: du fällst mit dem Rauchen nicht nur dir selbst zu Last, sondern deinen Liebsten. Mal ganz abgesehen von der Gesellschaft. Tod ist nichts schönes, aber viel schrecklicher kann das Sterben und das Hinauszögern sein.

16. January, 2006

Hornhaut um Hornhaut, Niere um Niere

Filed under: Medizin,Politik,Was das Leben so bringt — Ben @ 15:42

Organspende ist ein schwieriges Thema. Sehr zum Leidwesen vieler, die auf Transplantationslisten stehen, also alle Bedingungen erfüllen um Organempfänger zu werden und dann doch das begehrte Organ nicht erhalten können, weil es viel zu wenige Spender gibt. Bei gerade mal 4000 Transplantationen pro Jahr warten allein in Deutschland über 12000 Menschen auf ein Organ.

Sehr zu meinem Erstaunen, gibt es selbst unter Ärzten und den zu werdenden, zu viele die auf das Thema angesprochen mit den Achseln zucken und meinen, “habe ich mir noch keine Gedanken zu gemacht.” Oder solche die meinen, es wäre ein seltsamer Gedanke, wenn ihre Leber in einem anderen Patienten weiter ihren Dienst verrichten würde. Irgendwie komisch, wenn die eigene Lunge einem anderen Menschen eines Tages Luft geben würde. Nein, ein Ausweis, dazu habe man sich noch nicht durchringen können.

Noch krasser ist, nahezu jeder will im Bedarfsfall Organe erhalten, den sich natürlich keiner wünscht. Man ist irgendwie froh, dass es Organspenden gibt und dass man selbst eines Tages davon profitieren könnte. Doch sich dazu eine Viertelstunde Gedanken zu machen, wo die Organe wohl herkommen, ist das zu viel verlangt? Welch eine Heuchelei!

Da kommen einem ziemlich radikale Gedanken. Ist es zumutbar, beim Abschluss einer Krankenversicherung angeben zu müssen, ob man nach seinem eigenen Tod Organspender sein möchte oder nicht? Das alleine würde sicherlich schon reichen, wenn wir uns überwinden könnten dies jedem Einzelnen abzuverlangen. Oder noch härter, denn eigentlich wäre es nur fair: nur diejenigen, die auch selbst spenden, können erhalten. Hornhaut um Hornhaut, Leber um Leber, Niere um Niere.

Doch die Datenschützer und konservativen Angsthasen werden eine solche Reform wohl verhindern. Es spricht aber viel dafür. Oben sind 12000 gute Gründe genant. Reicht das nicht? Die Zeit ist Reif. Jetzt!

Organspende schenkt Leben

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