Gießen ist am hässlichsten Bahnhofsvorplatz ankommen und den Zug besteigen wollen.
Gießen ist vergebens nach einem gemütlichen Flussufer suchen in einer Stadt an der Lahn.
Gießen ist warten vorm geschlossenen Bahnübergang auf der Frankfurterstraße.
Gießen ist Nachkriegsbauten neben Nachkriegsbauten.
Gießen ist mitten in Mittelhessen keine Altstadt haben.
Gießen ist zur Uni gehen und doch keinen Campus haben.
Gießen ist einkaufen wollen und doch wieder nach Frankfurt fahren.
Gießen ist Abends doch immer wieder in der gleichen Kneipe enden.
Gießen ist die Mitte Deutschlands und doch so weit weg sein.
Gießen ist das beste Eis der Region essen aber keinen schönen Platz haben, um es zu genießen.
Gießen ist die 72tausender Studentenstadt ohne Jazz, ohne Musikkultur.
Gießen ist sieben Jahre Wohnort ohne Heimat zu sein.
Gießen ist Enttäuschung.
Gießen ist vorbei.
Endlich.
20. October, 2006
Gießen ist…
15. October, 2006
Was ist eigentlich mit Deutschland los?
Warum haben die Deutschen keinen Geschmack? Ich meine jetzt nicht, warum die Deutschen mit Kniestrümpfen und Birkenstocksandalen rumlaufen oder warum sie so hässliche Städte wie Gießen nicht einfach dem Erdboden gleich machen. Ich meine, was ist mit den Plattenverkäufen in Deutschland los?
Lasst uns mal eben die Top25 dieser Woche anschauen:
Platz 1: Christina Stürmer – Lebe Lauter: Für mich bitte ganz leise!
Platz 3: Rosenstolz – Das Große Leben: mit ganz kleiner Stimme.
Platz 4: Pur – Es ist wie es ist: Ich dachte Kinderlieder von und für minderbemittelten Erwachsenen wären out?
Platz 8: Wolfgang Petry: Ich dachte der wäre tot… oder hoffte ich?
Platz 9: Silbermond: Nicht schon wieder eine Symphonie!
Platz 13: Bushido: Möchte gern.
Platz 14: LaFee: Kind.
Platz 18: Kastelruther Spatzen: Von meinen GEZ Geldern gesponsored.
Platz 20: Semino Rossi: Ohne Worte
Platz 25: Die Flippers: OMFG
Immerhin sind die Altrocker von Depeche Mode auf Platz zwei, wenn auch mit einem Live Album, Katie Melua auf 5 und Scissor Sisters und Pink auf dem Plätzen 7 und 10. Wie ein Wunder wirkt da Bob Dylan auf Platz 19 und Diana Krall schafft es immerhin auf 24. Dabei gibt es im Moment wieder so viel hochkarätige Musik: Blues, Funk und Soul mischt sich mit Punk und Rock, heraus kommen nicht immer neue, aber immer bessere Symbiosen des Materials der letzen 40 Jahre. Die Deutschen müssen taub sein, denn sie hören lieber die quäkigen Stimmen von Stürmer, Rosenstolz und Silbermond, wenn The Killers, Fratellis, Snow Patrol, The Kooks, Kasabian, Muse und Beck Alben liefern.
Warum lassen wir uns von Plattenfirmen vorschreiben, welchen zusammengewürfelten Kunstprodukten wir zuhören sollen, statt echt Künstlern mit einer Botschaft und einem Bestreben zu lauschen? Wer gibt den verzogenen, im Rausch der Pubertät lebenden und damit verbundenen unter Geschmacksverirrungen leidenen 14-jähringen so viel Taschengeld, dass sie sich davon LaFee, Christina Stürmer oder Rosenstolz leisten können? Lernen die möchtegern hardcore Spargeltarzane denn kein Englisch mehr in der Schule, so dass sie echte Gangster wie Snoop Dogg, 50cent und Eminem nicht verstehen können? Oder ist all dies eine Nachwirkung, des durch die WM erweckten Patriotismus, plötzlich muss man Deutsche Musik hören, auch wenn sie scheiße ist? Ich habe nichts gegen Deutsche Künstler, vorausgesetzt sie sind so gut, wie internationale.
Nehmt euch ein Beispiel an den Briten: 1. The Killers, 3. Scissor Sisters, 4: Razorlight, 5: Fratellis, 6: Snow Patrol, 8: The Kooks, 9; Paolo Nutini 11: Bob Dylan, 12: James Morrison, Pink, Kasabian, Corrine Bailey Rae, nochmal the The Killers, Muse und die Top25 sind noch immer nicht rum. Naja, dafür kochen wir besser, wenn es auch nur daran liegt, dass wir es den Italienern besser nachmachen.