Falsche Diskussion


Deutsche Soldaten sollen in den Libanon: “Ja”, “nein”, “nur ohne Gewehr”, “ja, aber sie dürfen nur Hisbollah erschießen”… Was für eine Diskussion!

Deutschland ist Teil der internationalen Staatengemeinschaft. Wir erwirtschaften das dritt größte Bruttosozialprodukt der Welt. Sind größte Macht in Europa. Wir kämpfen um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN. Wer an dieser Stelle angekommen ist, muss einstehen für was er für richtig hält, und danach handeln. Es gibt keine Weltpolizei, die UN hat keine eigene Truppe, also müssen es die Mitgliedsstaaten richten.

Was für ein Schwachsinn, hier eine besondere Situation zu sehen, weil eines der Staaten involviert ist, an dessen religiöse Mehrheit (die Juden) ein Völkermord begangen wurde, von einem längst verurteilten, kriminellen Regime einer Vorläufernation der Bundesrepublik Deutschland. Vor über 60 Jahren. Es ist an der Zeit, nicht weiter, diesen tief schwarzen Abgrund der Deutschen Geschichte zu nutzen, um sich aus unangenehmen Situationen herauszuwinden.

Wenn die Bundeswehr den Aufgaben nicht gewachsen ist, dann ist es an der Zeit, ihr diese Fähigkeiten zu geben. Es geht in der internationalen Sicherheitslage nun mal nicht mehr um die Abwehr einer Panzerinvasion aus dem Osten (in dessen Zusammenhang das Grundgesetz formuliert wurde und seltsamerweise das Deutsche Verständnis einer Armee bis heute prägt). In Zeiten von Globalisierung geht es um die erhaltung von Frieden an brenzligen Stellen unserer Welt.

Und, das mag jetzt arg radikal klingen, ist es aber nicht: Wer in die Armee geht, muss damit rechnen in einen Krieg zu geraten. Es scheint immer, als ob manche Leute das Leben eines deutschen Soldaten höher schätzen als das Leben eines Libanesischen Zivilisten (oder Iraker, Somalier, Afghane, etc.). Also haben wir die Wahl: jeden Tag 100 Zivilisten, oder jede Woche 2 Deutsche Soldaten. So abstrakt das jetzt auch sein mag, ich “opfere” lieber den einen oder anderen Deutschen Berufssoldaten (der sich ausgesucht hat, für eine höhere Sache sein Leben zu riskieren) als zuzusehen, wie jeden Tag Kinder und zivile Erwachsene sterben.

Was man wirklich diskutieren sollte ist, ob die Situation, gwachsen aus einem historischen Wust von Gefühlen, mit den Rahmenbedinungen die wir als UN-Mitgliedsstaat mitgestalten, überhaupt das Potential besitzt, durch den Einsatz von UN-Truppen verbessert zu werden. Frieden können wir sowieso nicht schaffen, solange die direkt involvierten Parteien nicht dazu bereit sind, aber wir können mit einer UN-Truppe kleine Funken löschen bevor sie erneut das Kindling auf beiden Seiten zu Feuern entzünden. Kommt man zum Schluss das die Situation durch die Anwesenheit von Blauhelmen gebessert werden kann (was in diesem Fall durchaus fragwürdig ist), müssen wir genau so hin, wie die anderen auch.

Zu behaupten, es ist sinnvoll, und dann die Drecksarbeit von anderen machen lassen zu wollen, ist feige, verantwortungslos, kurzsichtig und egoistisch: kurz grotesk.

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